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750 Jahre, 5 Familien, 1 Tal – Die Geschichte der Walser.

Die ersten Dauersiedler des Breitachtales (Kleinwalsertal) waren die Walser, die wegen ihrer Herkunft aus dem Wallis in der Schweiz so benannt wurden. Im 13. Jahrhundert setzte vom Rhonetal aus eine späte Völkerwanderung durch die Alpen ein. Es zogen ganze Sippenverbände ins Aostatal, in das Piemont, ins Berner Oberland, in die Graubündner Hochtäler, nach Liechtenstein, Tirol und nach Vorarlberg. Die älteste urkundliche Nachricht über die Einwanderung unmittelber aus dem Wallis nach Vorarlberg stammt aus dem Jahr 1492:

„ … das die armen leut zu Mittelberg mitsambt denen von Tenneberg (Tannberg) von Wallas khomen und frey leut seyen und hab den Mittelberg und zu den Rüetznern erreut und dotzemal haben sy anfenklich ain schirm empfangen von ainem herrn von Rotenberg (Rettenberg), darumb hab dann ain yeder demselben herrn geben jerrgklich (jährlich) ain khäs …“

Über die Gründe der späten „Völkerwanderung“ gibt es verschiedene Ansichten, die von der Forschung bisher noch nicht eindeutig geklärt werden konnten. Harte Lebensbedingungen, geringer Bodenertrag, Überbevölkerung, ständige Fehden zwischen Landesherren, welche auf dem Rücken des Walliser Bergvolkes ausgetragen wurden, werden das freiheitsliebende, rodungskundige Völklein bewogen haben, sich eine neue Heimat zu suchen.

Ein wichtiger Grund war vermutlich auch, daß junge, wehrtüchtige Männer aus dem Wallis bei den Feudalherren in Graubünden und Vorarlberg, welche im 13. u. 14. Jahrhundert ihre Privatfehden ausfochten, als Söldner sehr begehrt waren. Die ersten Walser in Vorarlberg waren vermutlich aus dem Wallis angeworbene Kriegsleute, denen an Stelle eines Wehrsoldes Siedlungsland auf den Höhen zu guten Bedingungen zugewiesen wurde. Zu diesen Bedingungen gehörten auch die „Walser Freiheiten“.

Über die ersten Siedler im Kleinwalsertal erfahren wir auch etwas in dem „Jahrzeitbuch der Pfarre Mittelberg“ 1462:

„Es ist zu wissen daß Hanns Wüstner der alt zu dem ersten ain anfanger und stiffter gewesen ist …“ Nach den Aufzeichnungen des heimischen Chronisten Alfons Köberle „stiegen um 1310 fünf Walliser Familien unter Führung eines Hans Wüstner über den Hochalppaß in das noch unbewohnte Breitachtal herab und schufen in jahrzehntelanger Rodungsarbeit die Siedlugnen Baad, Bödmen, Mittelberg (mit Hirschegg) und Riezlern.“

Die Grafen von Rettenberg waren bis 1350 die Lehensherren des großen Wildbannes Tannberg-Mittelberg. Sie gewährten den Neusiedlern die Freiheit der Person, freie Abwanderung und Verheiratung, die freie niedere Gerichtsbarkeit und Selbstverwaltung. Die hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) behielten sich die Grundherren vor. Im Ernstfall mussten die „freien Walser“ mit „schilt und sper“ Kriegsdienst leisten.

1059

Erste urkundliche Erwähnung des Tales. Kaiser Heinrich IV. schenkt dem Bischof Heinrich von Augsburg einen Wildbann, der das Kleine Walsertal und den Tannberg (Lech, Warth, Schröcken) umfasst.

1270

Beginn der Einwanderung aus dem Oberwallis in der Schweiz. Es waren vorwiegend wirtschaftliche und politische Gründe, die dort eine gesicherte Existenz erschwerten und zur Abwanderung führten. Fünf Walliser Familien unter Führung von Hans Wüstner stiegen vom Tannberg über den Hochalppass in das noch unbewohnte Breitachtal herab. Die ersten Häuser standen in Mittelberg, im „Gschtrüß“ am Fuße des Zwölferkopfes.

1302

Vermutlich das Baujahr der ersten Kapelle in Mittelberg. Stein an der Pfarrkirche!

1423

Die Walser erwerben erstmals das Recht zur Benützung eines Fuhrweges über Kornau nach Oberstdorf. Dieser steile Weg führte von Riezlern über die Westeggalpen und Amannsalpe ins Allgäu.

1451

Ulrich von Werdenberg-Sargans und Ritter Hans von Rechberg werden von Walsern am Tannberg (Lech) wegen einer Streitsache festgesetzt. Herzog Sigismund von Tirol – aus dem Hause Habsburg – fordert die Freilassung seiner Getreuen. Da sich die Walser weigerten (nur Graf Ulrich kam frei), unterwarfen die Habsburger den Tannberg und Mittelberg mit Waffengewalt. Wegen dieses Vorfalls gelangt das Kleine Walsertal zu Österreich.

1563

Kaiser Ferdinand trennt unsere Talschaft vom „Gericht Tannberg“ und bildet das „Gericht Mittelberg“. Die vier Ortschaften sind seither zu einer politischen Gemeinde, der „Gemeinde Mittelberg“, zusammengefasst.

1739

Ausbau eines Weges von der Walserschanz nach Riezlern.

1806

Die Walser verlieren ihre eigene Gerichtsbarkeit, da sie bis 1814 unter bayerischer Herrschaft stehen.

1821

Bis zu diesem Jahr war das Walsertal in zwei Diözesen – Konstanz für Mittelberg und Hirschegg/Augsburg für Riezlern – eingeteilt. Die Breitach bildete die Bistumsgrenze. Alle Pfarreien kommen nun zum Bistum Brixen in Südtirol, 1920 nach Innsbruck und ab 1968 zu Feldkirch.

1891

Der Zollanschluss mit Deutschland schafft große wirtschaftliche Erleichterungen. Der freie Warenverkehr der landwirtschaftlichen Produkte und andere wichtige Handelsgüter ist die Grundlage für die Aufwärtsentwicklung des Tales.

1930

Einführung der Buslinie Oberstdorf–Mittelberg über die neue Breitachbrücke und bessere Straßenführung von Riezlern nach Mittelberg.

1933

Die von der deutschen Reichsregierung erlassene 1000 Mark-Sperre gilt nicht für das Tal. Der Fremdenverkehr steigt stetig. 1937 werden 470.000 Nächtigungen gezählt.

1940

Der erste Schlepplift des Tales, der Parsennlift in Riezlern, geht in Betrieb.

1950

Der Heuberg-Sessellift in Hirschegg ist fertig gestellt.

1955

Die neue Kanzelwandbahn nimmt ihren Betrieb auf und erschließt ein attraktives Ski- und Wandergebiet.

1966

Die Walmendingerhornbahn in Mittelberg, die zweite Bergbahn, wird eröffnet. Die Skiregion „Ifen 2000“ folgt im Jahre 1972.